Marktbericht 12 2024 - Ackern

Ackern

In den letzten drei Jahren hat man mit Schweizer Aktien kaum Geld verdient. Ausser man hat die Ärmel hochgekrempelt.

Wer kennt es nicht? Der Hahn kräht, die Sonne scheint dir auf den Bauch, du öffnest die Augen und freust dich auf einen süssen Tag voller Nichtstun. Nur eine Kleinigkeit trennt dich noch von deinem Glück: Dein hart Erspartes muss raus. Hastig scheuchst du dein Geld aus dem Bett, dämpfst und bügelst es, packst seine Lunchbox, redest ihm gut zu und schickst es wie jeden Tag zur Arbeit. Damit du nicht musst.

Ein Küsschen zum Abschied und es ist vollbracht. Du legst dich auf die Couch und vertiefst dich in die Lektüre deines geliebten Philosophie-Magazins. Und während du gemütlich deine Gedanken schweifen lässt, freust du dich schon, bis dein kleiner Batzen am Abend mit neuen Freunden nach Hause kommt. So sollte das sein. Aber leider ist Geld manchmal faul. Wenn sich die Märkte über längere Zeit nur seitwärts bewegen, drängt sich die Frage auf: Hat dein Geld überhaupt gearbeitet oder den ganzen Tag nur Däumchen gedreht?

In solchen Phasen Geld zu verdienen, ist trotzdem möglich. Es wird einfach etwas anstrengender. Dann heisst es nämlich: Ärmel hochkrempeln und ab auf den Acker, um deinem Geld Beine zu machen. In diesem Marktbericht verraten wir dir, wie man trotz stagnierender Aktienpreise langfristig Gewinne erzielt. Und wie Kaspar& diese etwas lästige Arbeit für dich übernimmt.

Faules Geld - die Märkte im Schleichgang

Langfristig steigen die Aktienmärkte. Egal, wie weit man zurückschaut: Hatte man genügend Geduld, war eine breite Investition in Aktien immer profitabel. Statistisch liegt die Wahrscheinlichkeit, mit dem Aktienmarkt einen Gewinn zu erzielen, nach zehn Jahren nahe bei hundert Prozent. Lässt man Geld seinen Job in aller Ruhe erledigen, kann man sich also entspannt zurücklehnen. Aus einem 100-Franken-Investment in den Schweizer Aktienmarkt wären seit Anfang 2000 bis heute über 300 Franken geworden.

Infografik - Faules Geld

Weil Aktienpreise nicht gleichmässig steigen, kommt es zwischenzeitlich aber auch immer wieder zu längeren Phasen ohne Gewinn. Das jüngste Beispiel: die letzten drei Jahre. Ab Ende 2021 brach die Schweizer Börse mehrmals ein, legte dann wieder zu und landete am Ende dort, wo sie gestartet war. Stieg man zu diesem unglücklichen Zeitpunkt ein, verdiente man trotz Nervenkitzel bisher noch kaum Geld. Langfristig sind solche Seitwärtsbewegungen weder ungewöhnlich, noch fallen sie ins Gewicht. Wie man in unserer Darstellung erkennt, gab es in den letzten zwanzig Jahren mindestens vier vergleichbare Phasen. Trotzdem verdreifachte sich der Wert von Schweizer Aktien über den Zeitraum.

Von Weitem betrachtet also kein Problem. In Echtzeit strapazieren solche Phasen aber manchmal etwas die Nerven und man fragt sich: Muss ich die fragwürdige Arbeitsmoral meines Geldes tolerieren oder kann ich etwas dagegen unternehmen? Wie wir gleich zeigen werden, lässt sich mit ein bisschen zusätzlicher Arbeit auch bei stagnierenden Aktienpreisen Geld verdienen. Um zu verstehen, wie das funktioniert, braucht es allerdings einen Blick in das Innenleben der Märkte.

Aufwärts, abwärts, seitwärts

Wenn wir nämlich vom Aktienmarkt sprechen, meinen wir damit eigentlich einen Korb aus Einzelaktien. Die Marktentwicklung widerspiegelt also die durchschnittliche Entwicklung einer grossen Anzahl von Unternehmen. Der Schweizer Aktienmarkt besteht beispielsweise aus mehr als 200 börsengehandelten Unternehmen. Im Durchschnitt erzielten diese Unternehmen – oder eben der Schweizer Aktienmarkt – in den letzten drei Jahren eine Rendite von ziemlich genau null. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich auch die einzelnen Unternehmen grösstenteils seitwärts bewegt haben.

Infografik - Aufwärts, abwärts - seitwärts

Im Gegenteil. Wie man in der Darstellung erkennt, entwickelten sich die wichtigsten Schweizer Aktien entweder sehr stark positiv oder negativ. Eine der grössten Gewinnerinnen war die UBS, die ihren Wert über die entsprechende Periode beinahe verdoppelte. Die wichtigste Verliererin stellt Nestle dar - mit einem Wertverlust von beinahe einem Drittel. Der Schweizer Aktienmarkt verhielt sich die letzten Jahre also alles andere als einheitlich. Die starken Ausreisser in beide Richtungen hielten sich einfach (zufällig) mehr oder weniger die Waage.

Diese Renditeunterschiede haben dabei einen grösseren Einfluss, als man annehmen könnte. Wenn eine Aktie nämlich an Wert verliert, verliert sie auch an Bedeutung. Halbiert sich ihr Preis, halbiert sich auch ihr Gewicht und damit der Einfluss auf die Wertentwicklung des Gesamtmarktes. Das hat zwei Konsequenzen, die wir in der untenstehenden Darstellung anhand eines einfachen Beispiels illustriert haben.

Infografik - Das Innenleben eines Portfolios

Investierte man Ende 2021 jeweils 50 Franken in die beiden Aktien von Richemont und Roche, nahm der Wert der Richemont Aktien bis Ende 2024 auf 58 Franken zu, während die Roche Aktien auf 40 Franken sanken. Aus 100 Franken wurden so innerhalb von drei Jahren 98. Während sich am gegen aussen sichtbaren Wert der Investition nicht viel änderte, verschoben sich im Inneren die Gewichte der beiden Aktien aber deutlich: Durch den Wertzuwachs stieg der Anteil von Richemont am Portfolio von fünfzig auf fast sechzig Prozent an. Der Anteil von Roche reduzierte sich im Gegenzug auf rund vierzig Prozent. Zwischenzeitlich verschoben sich die Gewichte der beiden Aktien sogar noch deutlicher. Anfang 2024 erreichte Richemont ein Gewicht von bis zu 66 Prozent. Aus einer ausgeglichenen Investition entwickelte sich innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren eine ausgeprägte Wette auf Richemont.

Renditeunterschiede führen also zu einer erhöhten Portfolio-Konzentration. Einzelne erfolgreiche Titel erhalten mit der Zeit immer höhere Gewichte. Durch die zunehmende Abhängigkeit von diesen Unternehmen steigt einerseits das Risiko. Andererseits reduziert sich dadurch aber auch die erwartete Rendite der Investition. Generiert eine Aktie nämlich Gewinne, wird sie dadurch teurer und deshalb langfristig unattraktiver. Steigt also der Preis einer Aktie, nimmt nicht nur ihr Gewicht, sondern auch ihre Bewertung zu. Oder mit anderen Worten: Man investiert einen immer grösseren Anteil in immer unattraktivere Anlagen.

Auch dieser Effekt lässt sich anhand unseres Beispiels gut nachvollziehen. Wenn wir davon ausgehen, dass Roche und Richemont Ende 2021 noch ähnlich attraktiv waren, konnte man Aktien der beiden Unternehmen damals zu einem fairen Preis gegeneinander austauschen. Fünfzig Franken Roche hatten den etwa gleichen Wert wie fünfzig Franken Richemont. Bis Anfang 2024 haben sich die Preise der beiden Aktien dann so stark verschoben, dass man für einen Anteil Richemont zwei Anteile Roche hergeben musste. Die relative Bewertung von Richemont hat sich also verdoppelt. Zusätzlich hat sich durch die Preisverschiebungen der Anteil an teuren Richemont Aktien deutlich vergrössert.

Rebalancing - ab auf den Acker

Wenn man also einmal investiert und danach nichts mehr unternimmt, steigt in der Tendenz das Risiko einer Anlage und das Renditepotenzial nimmt ab. Mit einem einfachen Trick und etwas Arbeit lässt sich dieses Problem aber zum Glück leicht beheben: Durch regelmässiges Zurücksetzen der Portfoliogewichte auf ihre Anfangswerte – sogenannte Rebalancings – bleibt das Risiko stabil und die langfristige Rendite des Investments erhöht sich.

Das funktioniert folgendermassen: Sobald sich die Portfoliogewichte durch Preisschwankungen zu sehr verändern, verkauft man einen Teil der Anlagen, die sich besser entwickelt haben – und verkauft einen Teil der Anlagen, die sich schlechter entwickelt haben. Und zwar so viel, dass die Gewichte danach wieder den ursprünglich definierten Werten entsprechen.

In unserem Beispiel mit den beiden Aktien von Richemont und Roche bedeutet dies, dass wir heute für etwa 9 Franken Richemont Aktien verkaufen und dafür Roche Aktien nachkaufen würden. Während wir vor dem Rebalancing noch Richemont-Aktien für 58 Franken und Roche-Aktien für 40 Franken hielten, besitzen wir danach wieder von beiden Unternehmen Anteile im Wert von 49 Franken. Der Wert des Gesamtportfolios bleibt dabei unverändert bei 98 Franken – nur die Aufteilung ist wieder ausgeglichen.

Infografik - Rebalancing - kleiner Aufwand, grosser Ertrag

Was regelmässige Rebalancings bewirken können, haben wir in der obigen Darstellung anhand unseres Beispiels illustriert. Dabei haben wir die beiden Portfoliogewichte immer dann zurückgesetzt, wenn sie sich um mehr als fünf Prozent von ihrem Zielwert von jeweils 50 Prozent entfernten. Oder anders ausgedrückt: Wir haben die Portfoliogewichte über die letzten drei Jahre konstant bei 50:50 gehalten, indem wir immer wieder Anteile am aktuellen Gewinner verkauft und damit Anteile am Verlierer gekauft haben. Durch die verbesserte Diversifikation und die Ausnutzung der relativen Bewertungsunterschiede resultierte so am Ende der Periode anstelle eines Verlustes von zwei Prozent ein Gewinn von eineinhalb Prozent. Obwohl sich der Schweizer Aktienmarkt in dieser Phase gesamthaft seitwärts bewegte, konnten wir mit etwas Arbeit eine positive Rendite erzielen.

Volatilitäs-Ernte

Wer in Statistik gut aufgepasst hat, könnte hier einwenden: Vielleicht hatten wir einfach Glück und beim nächsten Versuch dreht sich der Effekt ins Gegenteil? Und damit hätte man nicht unrecht. Grundsätzlich besteht keine Garantie, dass man mit Rebalancings besser abschneidet als ohne. Je länger allerdings der Zeitraum und je mehr verschiedene Anlagen man hält, desto zuverlässiger lässt sich damit Geld verdienen. Dieser Rebalancing-Effekt wurde gut untersucht und ist bekannt unter dem Begriff «Volatility Harvesting» - oder «Volatilitäts-Ernte».

Wissenschaftler haben in verschiedenen Arbeiten gezeigt, dass praktisch jedes Portfolio von Rebalancing profitiert. Dabei spielen weder die eingesetzten Anlagen noch die genaue Allokation eine Rolle. Das einzig Relevante ist, dass das Portfolio über die Zeit immer wieder auf die gleichen Anfangsgewichte zurückgesetzt wird. Der Begriff des Volatility Harvesting kommt daher, dass man durch Rebalancing Wertschwankungen – sogenannte Volatilität – ausnutzt. Man konnte zeigen, dass der Effekt mit den Schwankungen der eingesetzten Anlagen zunimmt. Je grösser die Bewegungen im Markt, desto höher die Chancen.

Für ein reines Aktienportfolio schätzt man, dass die zusätzliche Rendite, die man durch Rebalancings langfristig erreichen kann, bei ein bis zwei Prozent pro Jahr liegt. Unsere eigenen Berechnungen bestätigen diese Zahlen auch für den Schweizer Aktienmarkt. Die Resultate zeigen wir in der untenstehenden Darstellung. In einem etwas umfangreicheren Beispiel als zuvor haben wir von 2000 bis heute gleichmässig in 18 der grössten Schweizer Aktien investiert. Ohne Rebalancing hätte sich die Investition ungefähr vervierfacht – mit Rebalancing beinahe versechsfacht. Aus 100 Franken wären so dank Rebalancing anstatt 390 Franken ganze 580 Franken geworden. Die Differenz entspricht dabei erwartungsgemäss einer jährlichen Zusatzrendite von 1.6 Prozent.

Infografik - Ab auf den Acker

Kaspar& geht für dich auf den Acker

Wenn dein Geld also schläft, kannst du ihm auch Beine machen. Dann heisst es allerdings Ärmel hochkrempeln. Denn um Volatilität zu ernten, musst du selbst auf den Acker: Rebalancings erfordern nämlich eine dauernde Überwachung und regelmässige Anpassungen deiner Anlagen. Neben dieser Fleissarbeit gilt es dabei aber vor allem auch, die Kosten zu berücksichtigen. Zu häufige, unnötige Anpassungen oder Rebalancings auf Einzeltitel-Ebene verursachen schnell mehr Kosten als Nutzen. In diesem Fall ist alle Arbeit umsonst.

Deshalb kümmert sich Kaspar& für dich mit einer effizienten Rebalancing-Strategie um die etwas mühsame Arbeit. Auf diese Weise ernten wir für dich die langfristigen Früchte der Volatilität von verschiedenen Anlageklassen. Damit du die Beine hochlagern und dich darauf freuen kannst, bis dein Geld am Abend mit seinem verdienten Lohn nach Hause kommt. Auch wenn sich die Märkte einmal nur seitwärts bewegen.

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