Sind Affen die besseren Investoren?
Ein Affe, der mit Dartspfeilen Aktien auswählt, schlägt professionelle Portfoliomanager. Wie ist das möglich?
«Ein Affe, der mit verbundenen Augen Pfeile auf den Börsenteil einer Zeitung wirft, könnte ein Aktienportfolio auswählen, das genauso gut funktioniert wie eines, das sorgfältig von Experten zusammengestellt wurde.» Dieses Zitat stammt aus Burton Malkiels Bestseller «A Random Walk Down Wall Street» von 1973. Der Princeton Professor versetzte damit die hochbezahlten Portfoliomanager und Traderinnen in Rage, weil er ihnen implizit vorwirft, nur (hübsch verpackte) heisse Luft zu verkaufen. Später stellte sich allerdings heraus, das Malkiel falsch lag. Heute ist sich die Wissenschaft einig, dass Affen in der Regel sogar die bessere Performance erreichen als Portfoliomanager. Warum das so ist und über andere spannende Themen aus der Wissenschaft liest du in unserer neuen Serie «Dr. Kaspar».
Monkey Business
Was sagt es uns, wenn Affen die besseren Investment-Manager sind als Finanzprofis? Affen sind schlauer als Banker? Natürlich nicht. Aber unser Wissen ist beim Investieren weitgehend nutzlos. Denn Tausende oder Millionen andere haben die gleichen Informationen. Und etwas, was alle wissen, hat an den Finanzmärkten keinen Wert: Allgemein bekannte Informationen wie Geschäftsberichte, Medienartikel, Analystenmeinungen, historische Renditen – und ganz besonders die Geheimtipps von Onkel Hubertus am Familienfest – fliessen sofort in den Aktienpreis ein. Gute Nachrichten erhöhen den Preis, schlechte reduzieren ihn. Das passiert so schnell, dass man unmöglich davon profitieren kann.
Die einzigen Informationen, mit denen man in der Regel einen Gewinn erzielt, sind sogenannte Insiderinformationen, die nur dem Management, nicht aber der Öffentlichkeit bekannt sind. Das ist auch der Grund dafür, dass Insiderhandel – also der Handel basierend auf Insiderinformationen – verboten ist. Die Annahme, dass Aktienpreise alle öffentlichen Informationen reflektieren, nennt man die (mittelstarke) «Markteffizienzhypothese». Aufgrund ihrer enormen Tragweite ist sie die wahrscheinlich bedeutendste Theorie der Finanzwissenschaft. Einige der wichtigsten unmittelbaren Konsequenzen der Markteffizienzhypothese sind:
- Es ist nicht möglich, den Aktienmarkt systematisch zu schlagen.
- Aktives Portfoliomanagement – also die gezielte Auswahl von Aktien – funktioniert nicht.
- Die beste Art zu investieren, ist passiv und breit diversifiziert. Das heisst mit ETFs und Indexfonds, die Aktien nach ihrer Marktkapitalisierung gewichten.
- Öffentliche Informationen und Daten sind beim Investieren weitgehend wertlos.
- Die morgendliche Lektüre der Börsenzeitung ist Zeitverschwendung – ausser natürlich, um Onkel Hubertus am Familienfest zu beeindrucken.
- Die vergangene Performance einer Anlage sagt nichts über ihre zukünftige Wertentwicklung aus – deshalb kommt jedes Anlageprodukt per Gesetz mit genau diesem Warnhinweis.
- Die beste Vorhersage für den zukünftigen Preis einer Aktie ist ihr aktueller Preis.
Zurück zu den Affen
Der Grund für den letzten Punkt ist, dass Aktienkurse in einem effizienten Markt einem sogenannten «Random-Walk» folgen sollten. Daher auch der Titel von Malkiels Buch «A Random Walk Down Wall Street». Das bedeutet, die zukünftigen Renditen einer Aktie sind, ähnlich wie die Resultate beim Roulette, komplett unvorhersehbar. Deshalb ist eine zufällige Auswahl von Aktien genauso erfolgsversprechend wie eine sorgfältig durchdachte. Und genau das ist es, was ein Affe mit seinen Darts macht: Er trifft eine zufällige Auswahl an Aktien. In der Realität braucht es dazu übrigens keine Affen. Man kann auch Fische nehmen. Spass. Statistische Methoden erlauben es, eine riesige Anzahl verschiedener Anlageportfolios mit Zufallsgewichten zu berechnen. Auf diese Weise lässt sich eine Heerschar von investierenden Affen simulieren, die man dann mit professionellen Fondsmanagerinnen vergleichen kann.
Und genau das haben schon unzählige Wissenschaftler gemacht. Dabei haben unter anderen Rob Arnott und seine Kollegen herausgefunden, dass zufällige Portfolios durchschnittlich sogar besser rentieren als professionell verwaltete Fonds. Der Grund dafür liegt allerdings nicht in der Tatsache, dass mittels Zufalls bessere Aktien ausgewählt werden. Viel mehr führt der systematische Prozess, der allen Zufallsportfolios zugrunde liegt, zu einer verbesserten Performance: Die Gewichte für die Portfolios werden anfänglich einmal festgelegt, danach werden sie in regelmässigen Abständen durch ein Rebalancing auf ihre ursprünglichen Gewichte zurückgesetzt. Titel, die stark an Wert gewonnen haben und dadurch teuer geworden sind, werden durch diesen Prozess etwas abgebaut, während Titel, die an Wert verloren haben, günstig zugekauft werden.
Etwas technischer formuliert: Anlagestrategien, die systematisch auf ihre Ausgangsgewichte zurückgesetzt werden, profitieren vom Value- und Size-Effekt; nämlich der Tatsache, dass günstige und kleine Titel langfristig eine höhere Rendite bieten. Der beschriebene Rebalancing-Effekt wirkt unabhängig davon, wie das Portfolio zusammengestellt ist. Entsprechend profitiert jede Anlagestrategie von einem systematischen Rebalancing. Das ist übrigens auch der Grund, warum heute in der akademischen Literatur Anlagestrategien neben dem breiten Aktienmarkt fast immer auch mit einem Portfolio verglichen werden, in dem jede Aktie das exakt gleiche Gewicht aufweist. Es hat sich nämlich gezeigt, dass eine solche Gleichgewichtung dank Rebalancing-Effekt und enorm breiter Diversifikation statistisch nur sehr schwer schlagbar ist.
Bei Kaspar& berücksichtigen wir diese Erkenntnisse selbstverständlich auch: Sobald die Gewichte deines Anlageportfolios zu stark von der von uns definierten Strategie abweichen, wird automatisch ein Rebalancing durchgeführt und deine Zielgewichte wieder hergestellt. Dadurch kontrollieren wir nicht nur dein Risiko, sondern ermöglichen es dir auch, vom Rebalancing-Effekt und höheren Renditen zu profitieren.
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