Wann ist endlich bald?
Wir beantworten die Fragen aller Fragen: Wie lange dauert es, bis du beim Anlegen mit einem Gewinn rechnen kannst?
Bald ist eigentlich nie gut. Bald ist nicht jetzt. Bald ist nicht gleich. Bald ist immer zu spät. Urlaub ist bald – am ersten Arbeitstag. Und Weihnachten – direkt nach Silvester. Und natürlich wird alles bald wieder gut. Nicht.
Bald ist eine bodenlose Frechheit. Vor allem beim Investieren. Kaum etwas stellt unsere Geduld derart auf die Probe wie das Warten auf Renditen. Natürlich ist man sich bewusst, dass Aktien und andere Anlagen im Wert schwanken und es auch mal länger dauern kann, bis man einen Gewinn macht. Aber ein Jahr mit Verlusten fühlt sich in der Realität einfach viel länger an als auf dem Papier mit der historischen Wertentwicklung. Früher oder später stellt sich fast immer die Frage: Wie kann es sein, dass ich immer noch keinen Gewinn gemacht habe?
Gerade in Phasen wie der aktuellen, die geprägt sind durch Hochs und (viel zu viele) Tiefs. Dann ist es wichtig, den langfristigen Blick zu bewahren, um kostspielige Fehler zu vermeiden. Und genau dabei möchten wir dir mit diesem Marktupdate etwas helfen, indem wir dir die Frage aller Fragen beantworten: Wann ist endlich bald? Wann kann ich mit einem Gewinn rechnen?
Was darf’s denn sein – viel oder mehr?
Wenn man sich die historische Wertentwicklung der beiden wichtigsten Anlageklassen – Aktien und Obligationen – anschaut und sich für eine Option entscheiden muss, ist der Fall klar: Aktien. Der Chart geht steil nach oben. Über fünfzig Jahre werden aus hundert Franken bei einer durchschnittlichen Rendite von sieben Prozent rund dreitausend Franken. Eine Verdreissigfachung. Getrübt wird der Weg zum Glück nur durch kleine Hubbel. Aber niemand würde sich deswegen gegen Aktien und für Obligationen entscheiden. Das lässt sich schliesslich problemlos aussitzen. Oder?
Im Prinzip ja. In der Realität besteht die Schwierigkeit allerdings darin, auch tatsächlich sitzen (respektive vielleicht eher liegen) zu bleiben. Denn was im Chart nach einer kurzen Phase aussieht, fühlt sich in der Realität quälend lange an und kann zu schlaflosen Nächten führen: Ausgewachsene Börsenkrisen dauern oft ein bis zwei Jahre und führen zu zwischenzeitlichen Verlusten von 50 Prozent. Zum Beispiel während der Finanzkrise von 2007. Wenn einem dann die Nerven fehlen, steigt man zur dümmsten Zeit aus und realisiert die Verluste. Neben diesem und diesem wohl einer der schlimmsten Fehler beim Anlegen, vor dem auch Profis nicht gefeit sind.
Besser als Baldrian hilft dagegen eine vorsichtige Anlagestrategie, beispielsweise mit Obligationen. Zwar besteht auch dann ein Risiko, die Verluste fallen aber in der Regel deutlich geringer und kürzer aus als mit Aktien. Dafür bieten Obligationen durchschnittlich auch nur einen knapp halb so hohen Gewinn: Während Aktien langfristig eine Rendite von 5 bis 8 Prozent bieten, liegt diese bei Obligationen in der Regel zwischen 1 und 3 Prozent. Dafür ist der maximale Verlust, den man zwischenzeitlich tragen muss, deutlich geringer. Darin zeigt sich eines der wichtigsten Prinzipien beim Investieren: Mehr Rendite bedeutet immer auch mehr Risiko. Und damit längere und ausgeprägtere Verlustphasen.
Also: Wie lange denn jetzt?
Um abzuschätzen, über welchen Zeithorizont man beim Investieren mit einem Gewinn rechnen kann, muss man deshalb das Risiko der Anlagestrategie berücksichtigen:
Historisch liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Gewinn mit Aktien über einen Zeithorizont von einem Jahr bei ungefähr 70 Prozent. Das heisst, in sieben von zehn Jahren macht man mit einem Aktieninvestment einen Gewinn. Die Sicherheit eines Gewinns steigt bei Aktien aufgrund der hohen Schwankungen dann aber relativ langsam: Über zehn Jahre liegt die Gewinnwahrscheinlichkeit eines Aktieninvestments bei rund 95 Prozent. Nach fünfzehn Jahren kann man von einem fast sicheren Gewinn ausgehen. Bei weniger riskanten Anlagen wie Obligationen liegt die Wahrscheinlichkeit nach einem Jahr oft schon über 80 Prozent und steigt nach wenigen Jahren gegen 100 Prozent.
Aus genau diesem Grund kannst du in der Kaspar&-App unterschiedliche Anlagestrategie – von Sparen Plus bis Sport Plus – auswählen. Je sportlicher die Variante, desto länger musst du potenziell bereit sein, auf einen Gewinn zu warten: Mit «Sparen Plus» erreichst du im Normalfall nach knapp zwei Jahren eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 90 Prozent. Mit «Komfort» nach vier, mit «Normal» nach sechs, mit «Sport» und «Sport Plus» nach sieben Jahren.
Geht das nicht schneller?
Keine Sorge: Meistens tut es das. Nämlich in neun von zehn Fällen. Dabei spielt dein Glück respektive der richtige Einstiegszeitpunkt allerdings eine entscheidende Rolle: Steigst du zu einem unglücklichen Zeitpunkt ein – beispielsweise kurz vor einem Börsencrash – dauert es länger, bis du die Verluste wieder wettgemacht hast. Über längere Zeithorizonte verliert dieser Effekt allerdings an Bedeutung.
Dies lässt sich in unserer Darstellung leicht erkennen: Darin siehst du, neben der Entwicklung des Aktienmarktes, zu welchen Zeitpunkten sich ein Einstieg in die unterschiedlichen Kaspar&-Strategien bis heute bereits gelohnt hat. Beim Start in einer grünen Phase hättest du mit der jeweiligen Strategie seither einen Gewinn gemacht, beim Start in einer roten (noch) einen Verlust. Wärst du beispielsweise vor März 2019 eingestiegen, hättest du auf jeden Fall bis heute Geld verdient: Der Zeitraum war für alle Strategien lang genug, um sich von Rückschlägen zu erholen. Unmittelbar klar wird das bei einem Blick auf die Entwicklung des Aktienmarktes: Trotz des zwischenzeitlichen Höhepunktes und des darauffolgenden Einbruchs Ende 2021 konnte man in den letzten Jahren Geld verdienen. Nämlich wenn man früh genug vor der Krise – bei tieferen Bewertungen – eingestiegen ist. Oder natürlich danach.
Über kürzere Zeithorizonte wird das Bild dann allerdings etwas uneinheitlicher. Dies ist den Krisen der vergangenen Jahre geschuldet: Corona, der Ukraine-Krieg und die steigende Inflation haben zu Verwerfungen an den Aktienmärkten geführt und auch die Obligationenmärkte unter Druck gebracht. Ein guter Einstieg war in den letzten zwei Jahren deshalb (bisher) nicht ganz einfach: Wer zum Beispiel zwischen Mitte 2021 und 2022 – also um das Zwischenhoch der Aktienmärkte – etwas sportlicher investiert hat, konnte die damaligen Verluste bis heute noch nicht ganz decken. Trotz der positiven Entwicklung von Aktien in den letzten Monaten. Mehr Glück hatte man dagegen, wenn man damals noch etwas zuwartete und erst ab Mitte 2022 zu investieren begann. In diesem Fall konnte man voll von der kürzlichen Erholung der Märkte profitieren und sollte bereits heute mit einem Gewinn dastehen.
Warte. Waaaarte… Jetzt! – Zu spät!
Aufgrund der starken Schwankungen hatte der Einstiegszeitpunkt und die gewählte Strategie in den letzten Monaten und Jahren einen besonderen Einfluss auf das Anlageergebnis: Ein paar Wochen früher oder später – oder ein Wechsel der Anlagestrategie – entschied in vielen Fällen darüber, ob man bereits einen Gewinn realisieren konnte oder ob man sich noch etwas gedulden muss.
Über so kurze Zeiträume ist das, wie erwähnt, allerdings ganz normal: Investments brauchen Zeit, bis ihr langfristiges Wachstum die kurzfristigen Schwankungen überwiegt und sie die sichere Gewinnzone erreichen. Denn auf genau diese Weise steigt die Wahrscheinlichkeit eines Gewinns mit der Zeit: Stell dir vor, du investierst seit zehn Jahren mit einer durchschnittlichen Rendite von sieben Prozent in den Aktienmarkt. Damit verdoppelst du dein Vermögen ziemlich genau. Kommt es dann zu einer Börsenkrise und die Aktienmärkte verlieren kurzfristig dreissig Prozent, reicht dein zuvor aufgebautes Polster, um dich vor einem Verlust zu bewahren. Du bleibst also – dank dem langfristigen Wachstum – trotz zwischenzeitlichen Verlusten in der Gewinnzone.
In der Regel dauert dies bei riskanteren Anlagestrategien aufgrund der höheren Schwankungen etwas länger. In dieser Hinsicht war das Jahr 2023 tatsächlich eher aussergewöhnlich: Während die sportlichen Anlagestrategien deutlich von der Erholung der Aktienmärkte zu Beginn des Jahres profitierten, leiden die vorsichtigeren Strategien – insbesondere «Komfort» – seit einiger Zeit unter den steigenden Zinsen und dem daraus resultierenden Druck auf die Preise von sicheren Obligationen. Wir haben in der Vergangenheit immer wieder darüber geschrieben, beispielsweise in unserem Marktbericht «Halbzeitpause! So lief das erste halbe Jahr an den Märkten».
Wie man in der Darstellung oben sieht, gab es für die Komfort-Strategie kürzlich – und insbesondere im laufenden Jahr – noch wenige gute Einstiegszeitpunkte. Im Gegensatz dazu waren Investments in «Sport» und «Sport Plus» im laufenden Jahr grösstenteils bereits profitabel. Insbesondere bei einem Einstieg Anfang Jahr (am besten Anfang Januar oder Mitte März) konnte man mit diesen Strategien deutlich vom bisher positiven Börsenjahr profitieren.
Mach dir lieber Nudeln statt Sorgen
Das hört sich alles sehr kompliziert an? Ist es eigentlich nicht. Wenn du zwei wichtige Grundprinzipien befolgst, musst du dir eigentlich keine Sorgen mehr um den richtigen Einstiegszeitpunkt machen und du kannst dich um Wichtigeres kümmern – zum Beispiel, woher du die nächste Portion Ramen kriegst:
- Investiere regelmässig: Es ist unmöglich den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg in den Aktienmarkt zu finden. Mal erwischst du einen guten Moment, mal einen schlechten. Wenn du dich nicht auf dein Glück verlassen möchtest, ist es die beste Strategie, über die Zeit zu diversifizieren, indem du regelmässig investierst. Am besten mit einem Sparplan, den du bei Kaspar& ganz einfach per Knopfdruck einrichten kannst. Dadurch sinkt die Abhängigkeit deiner Anlage von zwischenzeitlichen Schwankungen viel schneller.
- Investiere so langfristig wie möglich: Die Wahrscheinlichkeit eines Gewinns steigt mit der Zeit. Je riskanter die gewählte Anlagestrategie, desto länger musst du dich gegebenenfalls gedulden. Bei Aktien kann es in seltenen Fällen gut zehn Jahre dauern, bis du mit einem sicheren Gewinn rechnen kannst. Bei weniger riskanten Anlagestrategien geht es schneller. Aber auch dann solltest du nicht überrascht sein, wenn du mal nach ein bis zwei Jahren noch kein Geld verdient hast. Es kommt bestimmt bald. Wirklich!