Was ist eigentlich ein Aktienindex?

Was ist eigentlich ein Aktienindex?

Aktienindizes messen nicht nur die Wirtschaftsentwicklung. Sie erlauben dir auch, smart und günstig zu investieren.

«SMI erreicht neues Allzeithoch.» - «Schweizer Aktienindex SMI fällt unter 10‘000 Punkte.» - «Neue Arbeitslosenzahlen bringen SMI unter Druck.»

Bestimmt hast auch du schon vom Schweizer Aktienindex SMI und von anderen Aktienindizes wie dem deutschen DAX oder dem amerikanischen Dow Jones gehört. Irgendwann war aber der Moment verpasst, um Onkel Hubertus ohne Scham zu fragen, worum es bei dem ganzen Zauber eigentlich geht? Kein Problem: Wir springen ein und erklären dir ganz einfach, wie der SMI und andere Aktienindizes funktionieren und weshalb sie für dich beim Investieren wichtig sind.

Der SMI (und andere Aktienindizes) einfach erklärt

SMI steht für «Swiss Market Index» - oder Schweizer Aktienindex. Ein Index funktioniert dabei ähnlich wie die eidgenössischen Wahlen: Um die Zusammensetzung des Nationalrats zu bestimmen, werden alle Stimmen gezählt. Die Parteien mit den meisten Stimmen schaffen es dann ins Parlament. Je höher die Stimmenzahl, desto grösser das Gewicht einer Partei. Und fast genauso funktioniert es auch in der Finanzwelt.

Um das etwas verständlicher zu machen, schauen wir uns den Schweizer Aktienindex SMI an, der von der Schweizer Börse («SIX») berechnet wird: Um zu bestimmen, welche Unternehmen in den SMI aufgenommen werden, geht die SIX ähnlich vor, wie die Bundeskanzlei bei den Wahlen. Anstatt der Anzahl Stimmen, welche die Bedeutung einer Partei misst, analysiert die SIX allerdings die Grösse der Unternehmen. Konkret die sogenannte Marktkapitalisierung, d.h. den Börsenwert eines Unternehmens. Was es damit genau auf sich hat, liest du in unserem Artikel «Was ist eigentlich Marktkapitalisierung?». Die grössten 20 Unternehmen der Schweiz schaffen es dann in den SMI. Und: je grösser ein Unternehmen, desto höher sein Gewicht im Schweizer Aktienindex.

Bei den meisten Aktienindizes berechnet sich das Gewicht einer einzelnen Aktie dabei proportional zur Grösse aller anderen Unternehmen: Weist ein Unternehmen beispielsweise eine doppelt so hohe Marktkapitalisierung auf wie ein anderes, erhält es ein doppelt so hohes Gewicht im Index.

Viele Länder, viele Aktienindizes

Wie in der Politik, wo jedes Land sein eigenes Parlament hat, gibt es auch in der Finanzwelt unterschiedliche Indizes. Einige Länder haben sogar gleich mehrere: In der Schweiz gibt es beispielsweise neben dem SMI noch den Swiss Performance Index («SPI»). Dieser unterscheidet sich vom SMI darin, dass er nicht nur die 20 grössten Unternehmen enthält, sondern nahezu alle börsengehandelten Aktiengesellschaften der Schweiz. Insgesamt über 200 Stück. Während der SMI damit nur rund 80 Prozent des Schweizer Börsenwertes umfasst, bietet der SPI eine fast vollständige Abdeckung und gilt deshalb auch als Gesamtmarktindex für den schweizerischen Aktienmarkt.

Andere bekannte Aktienindizes sind übrigens der deutsche DAX, der Euro Stoxx, der japanische Nikkei, der britische FTSE 100 oder die amerikanischen S&P 500, Nasdaq und Dow Jones. Aber egal welcher Index: Am Ende handelt es sich dabei fast immer um ein regelbasiertes Rating oder eine Gewichtung von Unternehmen auf Basis ihrer Grösse. In der untenstehenden Grafik findest du eine Liste der weltweit wichtigsten Aktienindizes mit kurzer Beschreibung.

Artikel Infografik - Übersicht der weltweit wichtigsten Aktienindizes

Wofür braucht es einen Aktienindex?

Einen Aktienindex kann man als Korb von Unternehmen ansehen, der die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes, einer Region oder einer Branche widerspiegelt. Dabei schwanken die Aktienkurse der einzelnen Unternehmen an der Börse täglich. Und zwar unterschiedlich stark und teilweise sogar in entgegengesetzte Richtung. Um den Überblick über die Gesamtentwicklung der Märkte zu behalten, schaut man sich deshalb nicht die einzelnen Aktien, sondern einen Aktienindex wie den SMI an: Wenn der Wert der 20 grössten Schweizer Unternehmen an der Börse an einem Tag mehrheitlich steigt, steigt auch der Wert des SMI. Fallen die Werte, fällt auch der SMI. Wenn du also liest, dass der SMI einen Höhenflug erlebt oder einen Tiefpunkt erreicht, bedeutet das, dass der Gesamtwert der SMI Unternehmen entweder gestiegen oder gefallen ist.

So wie man sich die Wähleranteile über die Zeit anschaut, wenn man erfahren möchte, wie sich die Politik eines Landes entwickelt, schaut man sich also Aktienindizes an, um die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes zu messen: Ein Aktienindex dient als Barometer für die aktuelle Lage der Börse und der Wirtschaft eines Landes.

Daneben haben Aktienindizes aber noch einen ganz praktischen Nutzen: Man kann auch in sie investieren. Sogenannte börsengehandelte Fonds («ETFs») und Indexfonds bilden Aktienindizes ab. Das heisst, sie investieren gemäss den Regeln des Index in alle enthaltenen Unternehmen gleichzeitig. Für jeden wichtigen Aktienindex gibt es auch entsprechende ETFs oder Indexfonds. Der iShares SMI ETF erlaubt es beispielsweise, in den SMI zu investieren.

Das bestechende and ETFs und Indexfonds ist dabei, dass sie breit und kostengünstig in eine sehr grosse Anzahl an Aktien gleichzeitig investieren und sich nicht auf riskante Einzelwetten einlassen. Denn genau wie in der Politik zählt auch beim Investieren: Setze niemals alles auf eine Karte! Aktien (und Politiker) die im Moment unglaublich attraktiv wirken, werden meistens schneller zum Risiko, als uns lieb ist. Diversifikation hilft deshalb (nicht nur) beim Investieren, langfristiges und stabiles Wachstum zu erreichen.

Du möchtest mehr über ETFs erfahren? Dann empfehlen wir dir unseren Artikel «Was ist eigentlich ein ETF?».

Welche Unternehmen sind im SMI enthalten?

Vielleicht hast du dich vorher schon gefragt: Über welche Unternehmen sprechen wir hier eigentlich und kenne ich sie vielleicht? Alle Informationen zum SMI und zum SPI findest du auf der Website der Schweizer Börse. Hier möchten wir dir aber trotzdem ein paar Unternehmen vorstellen, die im Schweizer Aktienindex vertreten sind und die du garantiert kennst.

Nestlé

Der grösste Nahrungsmittelkonzern der Welt und das grösste Unternehmen der Schweiz kommt aus Vevey und ist rund 300 Milliarden Franken wert.

Novartis und Roche

Die Schweiz ist eines der wichtigsten Länder der Welt, wenn es um die Pharmaindustrie geht. Mit den beiden Konkurrenten aus Basel beheimatet die Schweiz gleich zwei der absolut grössten Pharmakonzerne der Welt. Beide weisen eine Marktkapitalisierung von je rund 200 Milliarden Franken auf.

UBS und Zurich

Auch der Schweizer Finanzplatz ist global einer der bedeutendsten und das zu Hause verschiedener riesiger Finanzkonzerne. Die beiden grössten: UBS und Zurich. Die Bank und das Versicherungsunternehmen schaffen es mit etwa 80 und 70 Milliarden Unternehmenswert auf die Ehrenplätze. Bis zu ihrer Übernahme durch die UBS zählte zudem auch die Credit Suisse zu den grössten Banken der Welt. Mit der Swiss Re kommt zudem auch noch der zweitgrösste Rückversicherer aus der Schweiz.

ABB

Der grösste Industriekonzern der Schweiz produziert unter anderem Elektro Motoren, Generatoren und andere Komponenten, die beispielsweise in den Zügen der SBB verbaut werden. Das Unternehmen mit Sitz in Zürich hat einen Wert von gut 50 Milliarden Franken.

Hohe Konzentration des Schweizer Aktienmarktes

Die genannten Konzerne sind (nicht nur für Schweizer Verhältnisse) derart gross, dass es anderen bekannten Schweizer Unternehmen, wie der Swisscom, nicht für die Spitzenplätze reicht. Oder, wie Swatch, nicht einmal für eine Aufnahme in den SMI. Diese hohe Konzentration auf wenige gigantische Konzerne ist übrigens eine Spezialität des Schweizer Aktienmarktes. Mit Gewichten von 18.0, 16.5 und 16.0 Prozent machen alleine Nestlé, Novartis und Roche derzeit rund die Hälfte des gesamten SMI aus.

Anhand der reinen Grösse dieser drei Unternehmen, wären ihre Gewichte im Schweizer Aktienindex sogar noch höher. Um eine zu starke Abhängigkeit zu verhindern, hat die Schweizer Börse 2017 das Maximalgewicht einer einzelnen Aktie im SMI deshalb auf 18 Prozent beschränkt.

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